Berliner Schnauze
KLEINES BERLINER WÖRTERBUCH
- affig - albern
- Anjeballert - angetrunken sein.
- Arbeiterdenkmal - fauler Arbeiter
- Atze - Bruder / Schwester
- Auseinander-posamentieren - Auseinandersetzen, erklären
- ausklamüsern - Ausfindig machen, herausbekommen
- Backfeifenjesicht - ein Gesicht, dem man beim ersten Anblick eine Ohrfeige geben möchte
- baff - Verblüfft
- Bedrullje - in Schwierigkeiten
- Been - Bein
- Beschickert - Leicht angetrunken
- Blubberkopp - jemand, der viel und aufgeregt spricht.
- Bonnies Ranch - Karl-Bonhoefer-Nervenklinik in Berlin-Wittenau.
- Bordsteinschwalbe - käufliche Dame
- Buchte - Wohnung
- Bugger - große Murmel
- Bulette - Frikadelle
- Daffke - Dreistigkeit, Trotz, ohne besonderen Grund
- Destille - Kneipe
- dieselich - Schwindelig
- direktemang - Direkt
- dufte - anerkennend
- dun - betrunken
- Dunst - Ahnung "Hab keen dunst"
- Eierkuchen - anderswo "Pfannkuchen" genannt
- Fannkuchen mit Beene - kleiner, dicker Mensch
- Fatzke - eitler, arroganter Mensch
- Feez - Spaß, Vergnügen, Unsinn
- Flöten jehn - Verlorengehen
- futsch - Verloren „Det Jeld is futsch.“
- Fußhupe - kleiner Hund
- Graf Koks - jemand der vornehm tut
- happig - Stark, viel, gierig
- helle - klug
- Husche - f. Platzregen
- "Ick wer dir wat husten" - ich denke gar nicht daran.
- inwickeln - Betrügen
- jeblaßmeiert - angeschmiert, hereingelegt, hintergangen.
- jehörich - stark, sehr
- Jeseier - Herumgerede, Klagen
- jewieft - schlau
- Jieper - Appetit
- jlubschen - stieren, böse blicken.
- j.w.d. - janz weit draußen, meist Berliner Umland bzw. eine vom Stadtzentrum entfernter Ort
- Karnalje - Schurke, Gesindel
- Keule - Bruder
- kieken - gucken, schauen
- Kietz - Name für Wohnviertel
- kleen - klein
- Klitsche - kleines Besitztum auf dem Lande
- kneißen - blinzeln, scharf hinsehen
- knille - stark betrunken
- Knüppel - längliches kleines Weißbrot
- kodderich - unpassend, frech, "Mir is koddrich zumute.", mir ist übel
- koofen - kaufen
- Kröten - Geld
- Kulör - Farbe
- loofen - laufen
- Loden - Locken, Haare
- Makulatur reden - dummes Zeug reden
- mang - darunter, dazwischen "mittenmang"
- Mischpoke - Verwandtschaft
- Molle - Glas Bier (Molle mit Korn = Berliner Gedeck)
- Mollenfriedhof - dicker (Bier)Bauch
- Muckefuck - (Ersatz)kaffee, dünner Kaffee
- Mumpitz - Unsinn
- Mustopp - "Du kommst woll aus'n Mustopp!", du merkst das reichlich spät
- Neese - Nase
- Nuckelpinne - f. langsames, schlechtes Auto oder Motorrad
- Nüscht Jenauet weeß man nich - Keine Ahnung
- Öljötze - steifer, langweiliger Mensch
- Ooge - Auge
- pampich - frech, anmaßend
- Pantinen - Holzschuhe
- pesen - rennen, laufen
- Pfannkuchen - werden im übrigen Deutschland Berliner oder Krapfen genannt
- Pinkel, feiner - vornehmer, arroganter Mensch
- pladdern - stark regnen
- Plauze - Bauch
- Polente - Polizei
- prepeln - essen
- propper - sauber
- Quadratlaatschen - große Füße
- rammdösich - dumm
- Remmidemmi - Vergnügen, Krach, Aufstand
- rinbuttern - Geld investieren (erfolglos)
- Ringelpietz - Tanzen (Ringelpietz mit Anfassen)
- sabbern - viel reden
- Schale - Anzug
- Schelle - Ohrfeige
- Schlangenfraß - Schlechtes Essen
- Schmalz - Trinkgeld
- schnieke - fein, elegant
- schnuppe - gleichgültig
- Schrippe - Brötchen
- Sechser - 5-Pfennig-Stück
- Stampe - Kneipe, billiges Tanzlokal
- Stulle - Schnitte, die man vom Brotlaib abgeschnitten hat
- Töle - kleiner Hund
- Uffpuckeln - etwas umfangreiches in Auftrag geben. "Da hem se mir wieda wat uffjepuckelt"
- ufjetakelt - auffällig gekleidet, mit viel Schmuck behangen
- ufmucken - widersprechen
- ufoktrojieren - aufnötigen
- verduften - verschwinden
- verhohnepiepeln - verhöhnen
- verlöten - trinken
- ville - viel
- Wolke - großes Lob "Dit is ne Wolke"
- Wonneproppen - hübsches Kind, oder dickes Kind
- wuschich - ungekämmt
- Zaster - Geld
- Zicken - Dummheiten
- Zinnoba - alles, der ganze Kram
- Zosse - altes Pferd
- zwitschern - Schnaps trinken( eenen zwitschaan)
Zeitangabe in Berlin
(aber auch in anderen Regionen üblich)
08:15 Uhr (oder 20:15 Uhr):
Viertel Neun
08:30 Uhr (oder 20:30 Uhr):
Halb Neun
8:45 Uhr (oder 20:45 Uhr):
Drei-viertel Neun
Auswahl Berliner Spitznamen:
Alex - Kurzform für den Alexanderplatz
Bierpinsel - Bezeichnung für das Turmrestaurant in der Schloßstraße (Steglitz)
Café Achteck - Umschreibung für eine bestimmte Form öffentlicher Bedürfnisanstalten.
Gold-Else - Die vergoldete Figur der Viktoria auf der Siegessäule
Hungerharke - Luftbrückendenkmal
Kommode - Alte Bibliothek
Ku’damm (auch: Kudamm, Kuhdamm) - Kurfürstendamm
Langer Lulatsch - Funkturm
Lippenstift und Puderdose - Neubauten an der Kaiser-W
Magistratsschirm - Hochbahntrakt in der Schönhauser Allee
Palazzo Prozzo - Palast der Republik
Schwangere Auster - (ehemalige Westberliner) Kongresshalle
Suppenschüssel - Granitschale am Alten Museum
Telespargel - Fernsehturm
Tränenpalast - (ehemaliger) Grenzübergang Friedrichstraße
Wasserklops - Weltkugel-Brunnen
ZITATE
- Wir in Berlin sind überall dabei, aber wir kommen zu nichts. Wir haben französischen Schick, englischen Sport, amerikanisches Tempo und heimische Hast - nur uns selbst haben wir nie gekannt. (Kurt Tucholsky)
- Vor Gott sind eigentlich alle Menschen Berliner. (Theodor Fontane, 1819-1898)
- Der Horizont des Berliners ist längst nicht so groß wie seine Stadt. (Kurt Tucholsky, 1890-1935)
- Berlin. Es lebt dort ein so verwegener Menschenschlag zusammen, daß man mit der Delikatesse nicht weit reicht, sondern daß man Haare auf den Zähnen haben und mitunter etwas grob sein muß, um sich über Wasser zu halten. (Johann Wolfgang von Goethe, 1823)
- Überhaupt ist der Hang zum Vergnügen und Betäubung und zu äußerem Glanz eine der vorzuglichsten Eigenschaften der Berliner, (...) (Georg Friedrich Rebmann, 1793)
- Man kann nicht sagen, daß der Berliner ein höflicher Mann sei; ich finde ihn .... eher unfreundlich und bärbeißig. Er bestitzt ein Minimumvon Liebenswürdigkeit und Entgegenkommen (....). der Trambahnschaffner (...) ist grob wie ein Gefängniswärter. (Jules Huret, 1909)
- Was ich dir nun endlich von Berlin zu melden hätte, ist wenig und nicht erfreulich, die Leute sind kalt, maliziös und setzen eine ehre darin, nie zufrieden zu sein; (...) (Felix Mendelsohn Bartholdy, 1830)
- Der Berliner, sagen die Leute in Deutschland, na ja, das ist eben der Mann, bei dem alles zu Hause anders und schlauer und besser gemacht wird wie bei uns. Wenn man's ihm nämlich glaubt. Deswegen haben sie auch den Berliner nicht gern, wenigstens tun sie so. In Wirklichkeit ist es doch sehr schön, wenn man eine Haupstadt hat, auf die man ein bißchen schimpfen kann. (Walter Benjamin, um 1930)